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Aus der Redaktion
Tagebuch-Notizen, März 2010
 

Eines hatte ich in meinem Februar-Tagebuch vergessen zu erwähnen: Die als LGB-Neuheit angekündigte Santa Fe F7-Diesellok in Blau war vom Vorbild her eine reine Güterzuglok. Sie also jetzt als Neuheit zusammen mit Streamliner- Personenwagen anzubieten, ist noch nicht einmal vorbild-ähnlich. Mein Kommentar dazu? Resignation….
    

Resignieren würde ich auch, wenn ich LGB-Händler wäre. Diese Zangen- bewegung seitens des Herstellers durch Missachtung jeglichen seriösen Geschäftsgebarens auf der einen, und einer teils penetranten, ein Modelleisenbahn-Fachgeschäft mit einer Bastlerzentrale oder einer Plauderecke verwechselnden Kundschaft auf der anderen Seite, würden meine Nerven nicht aushalten. Kein Wunder, dass sich manche LGB-Geschäfte so weit wie möglich auf den Internethandel zurückziehen wollen. Ich habe schon mehrmals in meinen Tagebüchern auf diese Problematik verwiesen, wobei mir klar ist, dass jeder Leser davon ausgeht, dass die anderen gemeint sind.
 

Vom 25.03. bis 28.03. hat die „Faszination Modellbau“ stattgefunden, - das erste Mal in Karlsruhe. Nein, ich bin nicht hingefahren! Gott sei Dank! Was ich von Händlern schon gehört hatte, das hat mir schon gereicht! Kaum Umsatz, mehr Kosten als Gewinn, mäßige Organisation. Und zum Kundenverhalten kam die übereinstimmende Meinung: Die Luft ist einfach raus! Man hat keine Lust mehr am Produkt, bzw. am Neukauf. Der Standortwechsel vom bekannten Sinsheim zum unbekannten Karlsruhe kam dann noch als negativer Punkt in der Mängelliste dazu! Langeweile im leeren Stand, - wie schrecklich! Und keinerlei positives Signal von LGB/Märklin…. 
   

Ich wusste schon, warum ich den Freundeskreis Much unter dem Slogan „Back to the roots“ im Jahr 2006 - kurz vor der Lehmann-Pleite - gegründet habe. Von den damaligen Gegebenheiten und erst recht von der Zukunft war nichts Gutes zu erwarten. Ich habe mich daher auf das besonnen, was ich hatte, habe meine „alten Schätzchen“ schön in Vitrinen aufgebaut, und hatte bzw. habe immer noch meine Freude daran. So habe ich dann auch meinen Frieden gemacht, - mit der LGB. Ich brauchte nicht zu irgendeiner Versteige- rung zu fahren, hatte somit nie ein ungutes Gefühl im Bauch oder einen faden Geschmack auf der Zunge, habe mich nicht als „Leichenfledderer“ fühlen müssen. Ich habe rückwärts geschaut und habe Dank eBay noch einige Lücken in meiner „historischen“ Sammlung schließen können. Die alten Dinge machen mir nach wie vor Freude, - und behalten dazu so ganz nebenbei auch noch ihren Wert!
 

Und was die „Bastelei“ betrifft, da würde ich dazu raten, ein größeres Augenmerk auf die Landschaft und die Modellbahnanlagen zu richten. Wenn man dazu manches Mal Fotos sieht, dann kann man sich über die dargestellte Lieblosigkeit nur wundern. Das war in den ersten Jahren der LGB noch anders! Da wurden eigene große Bahnhofsgebäude gebaut und durchgestaltet. Damals gab es auch von verschiedenen Firmen Bastelplatten, - Wände in verschiedenster Bauform, Dächer und Ähnliches. Alles vom Markt verschwunden, - sicher mangels Nachfrage. Dafür wird dann seitens der LGB-Bahner wohl lieber ein „Schönweiler“ hingestellt. Statt aus 2 zweiachsigen Wagen einen Vierachser zusammen zu schustern (den es in ähnlicher Weise in der Regel heutzutage schon fertig gibt), würde ich mich z.B. mehr um eine schönere Ausgestaltung des Bahn-Umfeldes kümmern, - z.B. mit dem angesprochenen größeren Bahnhof nebst BW. Man kann ja auch einmal aus verschiedenen POLA- oder PIKO-Bausätzen ganz neue Gebäude-Ensembles schaffen. Da wäre noch die eigene Kreativität unter Beweis zu stellen und man hat gleich etwas, das nicht jeder hat.
   

Ich selbst bin ja auch ein Liebhaber „gealterter“ Modelle. Wenn man sich mit diesem Thema einmal beschäftigt, und dann mit einfachen Fahrzeugen übt und ausprobiert, dann kann man ein sehr natürliches Erscheinungsbild erreichen und fährt seine Lokomotiven z.B. nicht mehr im glänzenden Plastik-Look! Kalkspuren und Rost z.B. müssen allerdings auch an den Stellen dargestellt werden, an denen sie beim großen Vorbild auch tatsächlich sind. „Altern“ heißt jetzt nicht, ein paar Mal mit einer Sprühdose am Fahrzeug auf und ab gegangen zu sein, - so wie LGB/Märklin das bei den „gealterten“ Fahrzeugen in jüngster Zeit völlig unprofessionell gemacht hat! Der Staub und Schmutz, der sich von oben aus der Luft immer auf den Fahrzeugen absetzt, ist da noch am leichtesten darzustellen. Die Kunststoff-Kohle im Tender ist gleichfalls einfach durch echte Kohle zu ersetzen. Wagen sind im Fahrwerksbereich stets mit Bremsstaub verschmutzt, - auch das ist leicht nachzubilden. Dieselloks haben schwarze Rußablagerungen um den Auspuff herum. 
Und wenn Sie Angst vor einem „Wertverfall“ bei Sammler-Artikeln haben, dann stellen Sie die Originalfahrzeuge in eine Vitrine, und altern sich eine kleine aber feine Auswahl!
  

Am 09.03.2010 musste ich doch lachen! Die „FERPRESS“, also die „Internationale Eisenbahn-Presse-Vereinigung“, Pressebüro Roland Kimmich, erwähnte das „Tagebuch Februar“ und schrieb: „Während Europas Modell- bahnmarktführer Märklin den Brocken LGB immer noch nur schwer zu verdauen scheint, gibt es auch in Deutschland ‚ein kleines gallisches Dorf’ namens Much, das mit wirklichem Herzblut für seine Gartenbahn eintritt und kämpft“. Herrlich!
 

 

In diesem Sinne und mit herzlichen Grüßen aus Gallien!

Ihr H.-Jürgen Neumann

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